HCL Ensemble

 

Hans Kämper, posaune • Sebastian Venus, piano • Reinhart Hammerschmidt, kontrabass • Hannes Clauss, schlagzeug, perkussion

 

„Bemerkenswert ist, daß alle vier neben dem HCL-Ensemble auch in Gruppen spielen, die erheblich konventioneller und stärker an strenge Jazz-Formen gebundene Konzepte verfolgen. Diese Band ist also quasi ein Free-Spielbein, das aber standsicher auf Strukturerfahrungen fußt: Noch in den wildesten Kollektivimprovisationen sind versprengte Zitate anderer Stile und Rudimente deutlich melodisch oder rhythmisch strukturierter Formeln zu erkennen .... für den aufmerksamen Hörer ein Konzertgenuß mit spielerischen und humorvollen Qualitäten. Die Band nutzt alle zeitgemäßen Stile, dreht sie durch den Wolf und versetzt sie mit emphatischen Free-Formen. Das Ergebnis ist ein Substrat zeitgenössischer Musik, das die Bandbreite von wütendem Aufbegehren bis zur Beschäftigung mit der Stille umfaßt.“  Christian Emigholz, Musikjournalist

 

 

HCL Ensemble
Die Chemie stimmt!

 

HCL Ensemble? Was meint denn HCL? Das - zugegebenermaßen etwas betagte - Chemie-Lexikon gibt Auskunft: „HCL, Chlorwasserstoff, ein farbloses, stechend riechendes Gas, dessen wässrige Lösung die Salzsäure ist”. Aha.

 

Kein schlechter Name für ein Experimentalensemble, das den Dingen auf den Grund gehen will - zur Not dazu auch durch das musikalische Fleisch bis auf den Knochen schneidet. Falls vollständiges Entbeinen nötig wird, ist sicher Salzsäure ein probates Mittel.

 

Überhaupt hat konzeptorientierte improvisierte Musik durchaus Bezüge zu chemischen Prozessen, denn ohne diverse “Reaktionen” ist diese Musik nicht vorstellbar: Reaktion des einzelnen Musikers auf die anderen, Reaktion aller miteinander in einem Verschmelzungsprozeß. Beim HCL Ensemble kommt noch etwas hinzu, denn das Quartett läßt gerne diverse Substanzen miteinander reagieren, um Neues im Reagenzglas schimmern zu lassen. In einer (allerdings schon sieben Jahre alten) Band-Biographie hieß das “PRÄ-BE-FREE-HARD-CORE-NEW-POST(!)-BOP-COOL-HARA-KIRI-JAZZ”. Heute würde das Ensemble das vermutlich bündiger beschreiben, zumal seine Musik bündiger, entspannter und selbstverständlicher geworden ist.

 

Alles falsch! Auf die falsche Fährte gelockt! Noch einmal von vorne. Das HCL Ensemble ist eine Experimentalband, die sich - bildlich gesprochen - auf der Bahnstrecke Bremen-Oldenburg (mit Zwischenstop in Hude) bewegt, denn an diesen drei Orten leben die Musiker des Ensembles, dessen Name auf den Initialen des Schlagzeugers Hannes Clauss basiert. Leader im eigentlichen Wortsinn ist der allerdings nicht: In dem Quartett, das er mit Hans Kämper (Posaune), Reinhart Hammerschmidt (Kontrabaß) und Sebastian Venus (Piano) betreibt, herrscht Gleichberechtigung. Insofern ist vielleicht doch - rein vom Namen betrachtet - der Bezug zur chemischen Substanz nicht so unpassend.

 

Alle vier Musiker sind auf der einen Seite ausgewiesene Improvisatoren die aber andererseits alle nicht ausschließlich auf freie Improvisation festgelegt sind. Sie schielen noch hierhin und dorthin, nein, sie schielen nicht nur, sondern spielen ganz bewußt auch anderes zwischen Theatermusik, modernem und modernstem Jazz bis hin zu zeitgenössischer Musik. Das alles ist, seitdem ich die Gruppe zum ersten Mal gehört habe, immer in die Musik des HCL Ensembles eingeflossen. Das Quartett hatte nie Berührungsängste, auch in einer Zeit, als das noch einigermaßen verpönt war, mit Melodiefetzen, Rhythmusfloskeln und insgesamt transparenten Texturen zu operieren. Darüber hinaus ist dem HCL Ensemble ein gewisser Witz nie fremd gewesen, und zwar einer, der nicht schenkelklatschendes Gejohle erzeugt, sondern eher ein aus spielerischer Intensität entstehender Effekt, der gelegentlich durchaus auch clowneske Züge tragen kann. Auf der vorliegenden CD läßt sich dieser Aspekt nicht unbedingt heraushören, dazu muß man das HCL Ensemble im Konzert erleben. Die CD - irritierenderweise die Debüt-CD (immerhin besteht das Quartett seit fast zehn Jahren) - führt aber eindrucksvoll die Stärke des HCL Ensembles vor, das hier seine Technik, kleine und kurze Soundsequenzen zu großen Bögen zusammenzuspannen, enorm verfeinert hat: So enthält die CD zwar 13 verschiedene Tracks, die - einzeln gehört - wie Miniaturen wirken, im Kern ist es aber ein einziger großer, fast 70-minütiger Wurf, der verschiedene Zustände und Temperamente vorführt, unterschiedliche Ballungen und Beruhigungen, Eruptionen und Melancholien enthält: Ein Klang-Epos in 13 Kapiteln. Das kann nur ein Ensemble schaffen, in dem - ähem - die Chemie stimmt." Christian Emigholz, Musikjournalist

 

 

Zur CD
HCL Ensemble - 13

(Hybrid Music Productions19, 2000)

 

Das Ergebnis sind 13 Titel, die sich zu einer ungezwungenen audiovisuellen Klangreise ergänzen. Und das klingt wie ein Experiment im akustischen Reagenzglas, wo sich das "HCL Ensemble" unbarmherzig durch widerspenstige musikalische Floskeln und stilistische Zitate ätzt und mit klassischen Improvisationstechniken das musikalische Material so nachhaltig bearbeitet, bis es schließlich in neuen Substanzen aufgeht. Und dass die auf "13" so zahlreich sind, ist ein Beleg für seine kompromisslose Brillanz." André Hesel, Weserkurier, 9.7.2000

 

 

HCL-Ensemble auf Soundcloud

 

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Konzerte mit

Albert Mangelsdorff, Urs Leimgruber, Fritz Hauser, Steve Lacy, Roger Turner, Silke Eberhard, Frank Gratkowski, Roger Hanschel, Theo Jörgensmann, Carl Ludwig Hübsch, Paul Hubweber, Stefan Bauer, Pascal Klewer, Carin Levine, Sebastiano Tramontana, Matthias Schubert, Mary Oliver, Isabelle Duthoit, Claudio Puntin, Christoph Knoche, Wolfgang Schliemann, Uwe Oberg, Markus Heinze, Stephan Meinberg, Ge Suk Yeo, Antoine Chessex, Ove Volquartz, Erik Konertz, Hainer Wörmann, Guy Bettini, Axel Fries, Markus Markowski, Martin Verborg, Matthias Boss, Ulrike Lentz, Georg Wolf, Christoph Irmer, Simon Camatta, Günter Heinz, Michael Heupel, Ulrike Petritzki, Christoph Müller, Daniel Nerlich, Katarina Berndt, Mizuki Wildenhahn, Katherina Meves, Joris Camelin, Miriam Röder, Konstantin Wesselborg, Gili Govermann, Roni Brandstater, Sasha Pavic u.a.m.

 

 


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